Arbeitskreis für Heimatforschung Marktleuthen

Heimische Orchideen - Edelsteine unserer Flora

Vortrag von Florian Fraaß aus Bad Berneck

Anlässlich der 268. Versammlung des Arbeitskreises für Heimatforschung Marktleuthen am 10. Juli 2008 referierte Florian Fraaß aus Bad über heimische Orchideen. Der gut einstündige Vortrag stellte die rund 40 in Bayern vorkommenden Orchideen-Arten in ihren Lebensräumen vor. Neben den kompetenten Ausführungen des Referenten bestach der Vortrag vor allem durch das hervorragende Bild-Material, das - von Florian Fraaß selbst fotografiert - dabei gezeigt wurde.

 

 

 

 

Breitblättriges Knabenkraut

Wissenswertes über heimische Orchideen

Nur wenige wissen, dass es wildwachsende Orchideen nicht nur in den Tropen, sondern auch vor unserer Haustür gibt. Auch wenn die bei uns vorkommenden Pflanzen häufig nicht so groß wie die tropischen Schwestern sind, so stehen sie ihnen in ihrer Schönheit und Faszination in nichts nach. Weltweit schätzt man die Orchideenfamilie auf ca. 20 000 Arten, ca. 65 davon kommen bei uns in Deutschland vor, von denen ca. 40 auch in Nordbayern wachsen. Alle bei uns vorkommenden Orchideen sind Erdorchideen und besiedeln verschiedenste Biotope. Wichtig sind für diese Orchideen vor allem entsprechende Bodenpilze, die die Wurzeln der Pflanzen mit Nährstoffen versorgen. Hat die Orchidee nicht ihren benötigten Pilzpartner im Boden, geht sie ein. Aus diesem Grund macht es auch keinerlei Sinn, wildwachsende Orchideen auszugraben und ihn den eigenen Garten zu verfrachten. Außerdem sind alle bei uns in Deutschland vorkommenden Arten streng unter Naturschutz, da Orchideen bei uns vom Aussterben bedroht sind und daher leider nur noch sehr selten zu finden sind. Kennt man jedoch deren Standortansprüche, kann man mit etwas Glück doch mal die ein oder andere Pflanze entdecken. Sucht man im Kalk-Buchenwald, kann man dort die Vogel-Nestwurz – eine Orchidee ohne jegliches Blattgrün -, das Weiße Waldvögelein oder die Breitblättrige Stendelwurz entdecken. Im lichten Kiefernwald wächst das Rote Waldvögelein, die Waldhyazinthe, die Rotbraune Stendelwurz – die nach Vanille duftet – und die Königin unserer heimischen Orchideen, der Frauenschuh. Die wunderschönen Pantoffelartigen Blüten dienen der Pflanze als Kesselfalle für Insekten. Doch werden diese Insekten natürlich nicht verspeist, sondern nur durch einen ganz bestimmten Ausgang aus der Falle wieder „entlassen“. Das Insekt streift den Pollen der Pflanze beim Herausklettern über sich und dient dadurch als Bestäuber der Pflanze. Gerade bei der Bestäubung sind Orchideen äußerst einfallsreich. Am spektakulärsten arbeiten wohl die Ragwurz-Arten. Ihre blühten imitieren Insektenweibchen, so dass liebestolle Männchen sich auf die Blüten setzten, um das vermeintliche „Weibchen“ zu begatten. Bei diesem Begattungsversuch streift sich das Insekt die Pollen der Blüte über sich und dient damit als Bestäuber. Besonders auf Kalk-Magerrasen kommen die sehr seltene Hummel-, Bienen-, Spinnen-, und Fliegenragwurz vor. Diese Magerrasen beherbergen auch noch weitere Orchideenarten wie die Mücken-Händelwurz, das Helm-Knabenkraut oder das Purpur-Knabenkraut. Auch magere Wiesen, die aufgrund der intensiven Landwirtschaft heutzutage leider fast verschwunden sind, sind ein natürlicher Lebensraum für zahlreiche Orchideenarten. Gerade Knabenkräuter wie das Brand-Knabenkraut, das Männliche Knabenkraut oder aber auch das recht unscheinbare Große Zweiblatt kommen dort vor. Auch Feuchtwiesen sind die Heimat mehrerer Arten wie der Sumpf-Stendelwurz, dem Fuchs-Knabenkraut oder dem Breitblättrigen Knabenkraut. Orchideen sind äußerst empfindlich gegenüber Umweltveränderungen und so genügt schon einmal Düngen, um die gesamte Population zu vernichten. Aus diesen Gründen gebührt diesen faszinierenden und wunderschönen Pflanzen unser ganzer Schutz, damit sie auch noch von unserer Nachwelt bestaunt werden können. Der Name Knabenkraut stammt übrigens von der Legende, dass zerriebene Knabenkrautknollen ein potenzstärkendes Mittel sein sollen – da die Knollen wie zwei Hoden aussehen (Orchis ist griechisch und bedeutete Hoden). Jedoch wurde dies nie erwiesen und gehört wohl eher in die Welt der Fabeln.

Florian Fraaß

 

 

Rußbuttenträger an der Egerbrücke in Marktleuthen