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Der Marktleuthener Wasserversorgung auf der Spur |
Bei schönstem Frühlingswetter
traf sich der Arbeitskreis für Heimatforschung Marktleuthen
am Samstag den 24. April um gemeinsam mit Wasserwart Christian Leppert
der Marktleuthener Wasserversorgung auf den Grund zu gehen. Vom
Marktleuthener Marktplatz aus sollte es losgehen und gleich hier
begann der 1. Vorsitzende Harald Stark von den Anfängen der
Marktleuthener Wasserleitung zu erzählen. Wohl im 15. Jahrhundert
war in Marktleuthen eine Frühmesse gestiftet worden. Der Priester
wohnte in einem eigenen Haus neben der Kirche, lebte von den Einkünften
des Stiftungskapitals und hatte dafür regelmäßige
Frühmessen zu lesen. Im Zuge der Reformation wurde diese Frühmess-Stiftung
aufgehoben und Markgraf Georg der Fromme verfügte, dass das
bisherige Haus des Frühmessers als Rat-, Schul-, Brau- und
Zeughaus dienen sollte. Das Stiftungskapital bestimmte er für
den Umbau des Gebäudes und zum Bau einer Wasserleitung. 1535
einigten sich die Marktleuthener mit den Kirchenlamitzern, aus deren
Amt die Leitung in den Markt führen sollte. Auf dem Marktplatz
standen wohl schon damals zwei hölzerne Brunnenbecken, sogenannte
"Röhrenkästen", in denen sich das aus der Leitung
fließende Wasser sammelte. 1725 wurde der Holzröhrenkasten
vor der Kirche durch den heutigen steinernen Brunnen ersetzt; der
steinerne Röhrenkasten vor dem Rathaus wurde zehn Jahre später
errichtet. Bis zum Bau der Hochdruckwasserleitung im Jahr 1928 mussten
sich die meisten Marktleuthener ihr Wasser von den öffentlichen
Brunnen in die Häuser holen. Bis vor zwei Jahren wurden die
beiden "Röhrenkästen" noch mit Trinkwasser aus
der städtischen Wasserleitung versorgt; seit April 2008 sind
sie nun wieder an die historische Marktswasserleitung angeschlossen,
die damals wieder gangbar gemacht worden war. Deswegen besitzt das
aus den Wasserständern fließende Wasser nun keine Trinkwasserqualität
mehr.
Jetzt ging es mit privaten PKW's durch die Kellergasse und über
Hohenbuch in das Wandfeld. Wir stellten unsere Autos in der Waldlichtung
an der von Hohenbuch nach Großwendern führenden Straße
ab und kamen nach gut 200 Meter auf die Wiesenzunge, die vom Kleingäßlein
aus in die Waldung der Waffel hineinragt. Nun waren es nur noch
wenige Schritte bis zu einem schon von weitem sichtbaren, mit einem
schweren Eisendeckel verschlossenen Schacht. Für kurze Zeit
widersetzte sich der rostige Deckel dem Öffnen; als er endlich
offen war, gab er den Blick in einen engen, aus Ziegeln gemauerten
Schacht frei, aus dessen Wandungen an zwei Seiten in regelmäßigen
Abständen brüchige Ziegeln als Steighilfen herausragen.
Aus einem Kunststoffrohr plätschert aus einem vorbeiführenden
offenen Drainagegraben entnommenes Wasser in den Schacht. Diese
Einleitung war nötig, weil sonst die Wassermenge nicht ausgereicht
hätte um die beiden Marktbrunnen in Marktleuthen zu versorgen;
die Wasserzufuhr von den in dieser Brunnenstube gesammelten Quellen
muss früher also größer gewesen sein als heute.
Vielleicht 50 Meter unterhalb des ersten Brunnenschachts befindet
sich eine zweite, diesmal sauber aus Granitplatten gefügte
Brunnenstube. Beide Schächte stammen in ihrer heutigen Form
aus den Jahren 1883 bis 1886, als die alten Holzröhrenleitung
durch gußeiserne Rohre ersetzt worden ist. Wieder zu den Autos
zurückgekehrt, zeigte uns Harald Stark das Stück eines
Holzrohres, das der unvergessene langjährige 2. Vorsitzende,
Jürgen Menzel, vor Jahren auf der Großen Wiese unterhalb
des Galgenberges ausgegraben hatte, und das einst Wasser zum Brunnen
in der Angergasse leitete. Diese Rohre bestanden aus langen, mittig
ausgebohrten Holzstämmen, die mit eisernen Muffen miteinander
verbunden waren. Das mitgebrachte Rohrstück zeigt noch die
verrosteten Überreste einer solchen eisernen "Brunnenbüchse". |
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Die Exkursionsteilnehmer vor dem "Röhrkasten"
auf dem Marktplatz
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Die Brunnenstube im "Wandfeld"
ließ sich schwer öffnen |
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Blick in den Schacht der
Brunnenstube |
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An der unteren Brunnenstube im Wandfeld |
Blick in die geöffnete
Brunnenstube |
Holzrohr mit eiserner "Brunnenbüchse" |
Nun ging es hinauf auf
den Marktleuthener Galgenberg, wo seit 1928 der Hochbehälter
der damals errichteten Hochdruckwasserleitung steht. Hier erläuterte
uns Wasserwart Leppert, dass im Wasserhochbehälter Trinkwasser
gespeichert wird, das im Ortsnetz nicht verbraucht wird. Vor allem
in der Nacht, wenn kaum jemand den Wasserhahn aufdreht, fließt
das Wasser durch seinen eigenen Druck - also ohne gepumpt zu werden
- in den Hochbehälter und tagsüber, wenn viel Wasser
verbraucht wird, leeren sich die riesigen Wassertanks wieder.
Dann durften wir auch einen Blick in das "Wasserhäuschen"
werfen. Über einen Steg - unter uns befanden sich dicke Rohre
für den Ab- und Zulauf des Hochbehälters - gelangten
wir dorthin, wo die beiden außen mit Erde abgedeckten Wasserbecken
zusammenstoßen. Hier öffnete sich der Blick auf den
Zulauf und die Wasseroberfläche der insgesamt 500 m³
fassenden Betontanks. Bei der Rückfahrt warfen wir noch einen
kurzen Blick auf das Turner-Denkmal auf dem Galgenberg und hielten
an einer Granitplatte am östlichen Rand der sich hier ins
Gelände einschneidenden alten Straße über den
Galgenberg nach Neudes und Wunsiedel. Jürgen Menzel hatte
öfters erzählt, dass sich unter dieser Steinplatte eine
Brunnenstube verbirgt, die einst den "Röhrkasten"
in der Neudeser Gasse (vor der Schreinerei Menzel) versorgte.
Erwin Purucker hingegen weiß, dass dieser Brunnen durch
eine Wasserleitung gespeist wird, die vom Marktplatz her kommt
und an der Einmündung der Neudeser Gasse auf den Marktplatz
abgeschiebert werden kann. Wasserwart Leppert konnte berichten,
dass aus dem Brunnen in der Neudeser Gasse auch heute noch Trinkwasser
aus dem Leitungsnetz der Stadtwerke fließt.
Nun fuhren wir zum 1928 beim Bau der Hochdruckwasserleitung erschlossenen
Quellgebiet oberhalb von Kleinschloppen. Zu den 7 damals gefassten
Quellen am Südhang des Epprechtsteins kamen 1948 noch die
Quellen 10a und 10b hinzu, welche heute jedoch wegen ihrer starken
Aluminiumbelastung nicht mehr am Netz sind. Das Wasser von den
heute 9 aktiven Quellen fließt in die 2004 umgebaute und
auf den neuesten technischen Stand gebrachte Entsäuerungsanlage
Kleinschloppen, in die wir ebenfalls einen Blick werfen durften.
Hier wird das infolge des kalkarmen Granitverwitterungsbodens
im Quellgebiet sehr sauere Quellwasser mit Hilfe von "Jura
Perle Calcium Carbonat" auf einen pH-Wert von 8,16 gebracht
und mittels einer UV-Anlage desinfiziert. Im Notfall kann das
Trinkwasser auch mit einer mobilen Vorrichtung gechlort werden.
Von der Entsäuerungsanlage fließen täglich rund
400 Kubikmeter besten Trinkwassers nach Marktleuthen.
Heute versorgen die Stadtwerke Marktleuthen neben der Stadt Marktleuthen
und ihren Ortsteilen auch die Dörfer Reicholdsgrün,
Hendelhammer, Dangesbühl, Ziegelhütte und Teile von
Thierstein mit Trinkwasser. Neben dem Quellgebiet bei Kleinschloppen
speisen noch ein Tiefbrunnen mit Aufbereitungsanlage im Wandfeld
und ein Tiefbrunnen mit Aufbereitungsanlage und Pumpwerk am Bibersberg
das Leitungsnetz.
Wir dankten unserem kompetenten Begleiter, Herrn Wasserwart Leppert,
und beendeten unseren interessanten Nachmittagsausflug mit einem
gemütlichen Beisammensein im "Biergarten" des Gasthofs
zum Goldenen Löwen in Marktleuthen.
Harald Stark
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Der Wasserhochbehälter auf dem
Galgenberg |
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Blick in das Häuschen des Wasserhochbehälters |
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Einer der Tanks des Wasserhochbehälters |
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Die Quelle 9 mit der Wasseraufbereitungsanlage
Kleinschloppen im Hintergrund |
Blick in die Quelle 9 |
Wasserwart Leppert erklärt die
Funktion der Entsäuerungsanlage |
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