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Ein Ausflug in die alte Reichsstadt Eger |
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Nach vierzehn Tagen herrlichsten Altweibersommers
erwischten wir für unsere diesjährige Busausfahrt am 8.
Oktober 2011 einen der ersten richtigen Herbsttage. Der Vormittag
begann kalt, trüb und regnerisch, als wir von Marktleuthen
aus nach Eger starteten. Um halb Elf hatten wir uns mit Karel Halla,
dem Leiter des Bezirksarchivs Eger, vor dem Tor zur Kaiserburg
verabredet. Als hervorragender Kenner der Geschichte Egers hatte
sich Herr Halla freundlicherweise dazu bereit erklärt, uns
die geschichtsträchtigsten Ecken der alten Reichsstadt zu zeigen.
Nähert man sich der Burg von Süden, so wird ihre Ansicht
vom roten Ziegelmauerwerk der Festungswerke dominiert, die wohl
in zwei Bauphasen zwischen 1655 und 1711 entstanden sind. Vor allem
aber prägt der noch zur Stauferzeit aus mächtigen schwarzen
Basaltbuckelquadern vom nahen Kammerbühl errichtete Schwarze
Turm das stadtseitige Prospekt der Kaiserburg. Wir betraten die
Burg durch das barocke Festungstor, zahlten unseren Obolus und wärmten
uns kurz im Kassenraum auf, bevor wir über den Burghof der
berühmten Egerer Doppelkapelle zustrebten. Das Untergeschoss
dieses kunstgeschichtlichen Kleinods ist noch ganz von der Schwere
der Romanik geprägt. Gedrungene Granitsäulen stützen
die auf massigen runden Gurtbögen lastenden Kreuzgratgewölbe
der Unterkirche, die durch eine achteckige Öffnung in der Mitte
des Raumes mit der Oberkirche verbunden ist. Im Osten führen
einige Stufen zu dem durch einen engen, niedrigen Triumphbogen vom
Kirchenraum getrennten Chorraum hinauf. Die Oberkirche, welche ursprünglich
über einen hölzernen Gang vom benachbarten Palas aus durch
ein heute halb vermauertes Portal in der Westwand zu erreichen war,
betritt man heute über eine seit dem 15. Jahrhundert von der
Unterkirche heraufführende Steintreppe mit erstaunlich hohen
Stufen. Hier, in diesem trotz des trüben Herbstwetters von
Licht durchfluteten Raum, wird man von hohen, schlanken Säulen
aus weißem Marmor empfangen. Auf ihnen bündeln sich die
durch flache Spitzbögen bereits die frühe Gotik ankündigenden
Gewölberippen, die dem rund ein Drittel höheren Raum der
Oberkirche einen besonders festlichen Charakter verleihen. Neben
den mit floraler und geometrischer Ornamentik und Masken versehenen
Säulenkapitellen sind das Engelskapitell der nordöslichen
Mittelsäule, das Lasterkapitell der südwestlichen Mittelsäule
und die Kopfkapitelle der Triumphbogengewände der Oberkirche
besonders erwähnenswert. Vier Stufen führen durch den
Triumphbogen zum Chorraum der Oberkirche empor. Eine hohe Doppelarkade,
die in der Mitte von einer besonders reich ornamentierten Säule
getragen wird, teilt im Süden das Kaiseroratorium vom Chorraum
ab. Die gegenüberliegende Wand besitzt zwei Türen, von
denen eine in einen kleinen Sakristeiraum, die andere aber über
eine enge Wendeltreppe in einen etwa 2 mal 2 Meter großen
Raum mit einem Eckkamin führt, den die Überlieferung mit
dem aus Wunsiedel stammenden Zinnblechhändler und Mäzen
Sigmund Wann in Zusammenhang bringt. |
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Der Eingang zur Egerer Kaiserburg
mit dem Schwarzen Turm |
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Die Doppelkapelle der Egerer Kaiserpfalz |
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In der Unterkapelle |
Karel Halla im Chorbogen der Unterkapelle |
In der Oberkapelle |
Wie Karel Halla berichtete
entstand ist Eger die einzige Kaiserpfalz auf böhmischen
Boden. Sie entstand an Stelle einer Burg, die Markgraf Diepold
III. von Giengen-Vohburg zu Beginn des 12. Jahrhunderts an der
Kreuzung zweier wichtiger Altstraßen, die von Nürnberg
nach Prag und von Regensburg nach Erfurt führten, hatte errichten
lassen. Diese Markgrafenburg lag im westlichen Areal Kaiserburg.
Schon im frühen 20. Jahrhundert konnten zu Füßen
des Schwarzen Turms und an der Nahtstelle zwischen dem Gordonhaus
und dem Palas der Kaiserpfalz die Fundamente zweier mächtiger
Rundtürme ergraben werden, die innerhalb eines hier verlaufenden
Ringmauerabschnitts lagen. Südlich der Doppelkapelle wurde
damals ein Friedhof ausgegraben, dessen Bestattungen anhand der
gefundenen Grabbeigaben und Trachtbestandteile als slawisch identifiziert
werden konnten. Später konnten unweit der Kaiserburg die
Überreste einer slawischen Burg nachgewiesen werden, die
bereits im 9. Jahrhundert bestanden hat. Nach dem Tod Markgraf
Diepolds im Jahr 1146 vereinigten die Staufer das Egerland mit
ihrem Hausgut. Zwischen 1179 und 1188 ließ Kaiser Friedrich
Barbarossa (1152 - 1190) den Palas der Kaiserpfalz errichten.
Der Bau der Doppelkapelle war spätestens 1213 vollendet.
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Die Verbindung zwischen beiden Kapellen |
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Die Lastersäule in der Oberkapelle |
Der Palas der Kaiserpfalz |
Blick über die Ruine des Gordonhaus
zum Palas der Kaiserpfalz |
Der Palas der Kaiserpfalz, von dem
sich bis heute zwei Etagen erhalten haben, hatte nach einem Brand
im Jahr 1472 noch zwei Fachwerkobergeschosse erhalten. Im Untergeschoss
haben sich früher Wirtschafts- und Vorratsräume befunden.
Das Obergeschoss - über eine Freitreppe von außen zugänglich
- enthielt das Kaiserappartement mit zwei Wandkaminen und einer
eigenen kleinen Hauskapelle, sowie östlich davon einen großen
Saal mit prächtigen Arkadenfenstern, in dem einst glänzende
Reichsversammlungen abgehalten wurden und auch die Verhandlungen
des Egerer Landgerichts stattfanden. Nichts ist geblieben, von
der einst sicher prächtigen Innenausstattung. Holzverkleidungen,
kostbare Wandbehänge und Teppiche mögen die Räume
hinter den kalten Steinmauern wohnlich gemacht haben. Westlich
an den Palas anstoßend befand sich das später errichtete
sogenannte Gordonhaus in dem 1634 die wallensteintreuen Offiziere
ermordet worden waren. Danach setzte der Verfall des Palasbaues
ein, weil niemand mehr hier wohnen wollte. 1740 mußte der
Fachwerkaufbau wegen Baufälligkeit abgetragen werden.
Eine weitere Sehenswürdigkeit wird die Egerer Burg bald verlieren.
Wie uns Herr Halla erläuterte, wird die alte Kaiserpfalz
zur Zeit noch vom staatlichen Museum in Eger betreut, soll aber
im kommenden Jahr unter die Regie der Stadt Eger wechseln. Deshalb
wird demnächst der in den Kasematten westlich des Schwarzen
Turms ausgestellte Egerland-Ofen abgebaut und ins Museum verbracht
werden. Wir hatten das Glück, dieses in den Jahren 1941 bis
1943 vom akademischen Bildhauer und Keramiker Willy Russ geschaffene
Kunstwerk noch in Augenschein nehmen zu können. Die farbig
glasierten Kacheln zeigen die Stadt- und Märktewappen, sowie
die verschiedenen Trachten des Egerlandes, sowie Szenen aus dem
Egerländer Brauchtum mit Hutzenstube, Winteraustragen, Osterreiten,
Maibaumtanz, Hochzeitssegen der Eltern, Kammerwagen, Erntewagen,
Kirchweih oder Kindstaufe. |
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Der Egerland-Ofen von Willy Russ |
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Blick vom Schwarzen Turm
auf das gegenüberliegende Egerufer. An Stelle des Steinbruchs
befand sich einst die Wenzelsburg |
Nachdem einige unentwegte auch noch den
Schwarzen Turm bestiegen hatten, geleitete uns Karel Halla auf einem
im östlichen Burggraben verlaufenden Fußweg hinunter
ins Egertal. An einem am Burghang stehenden spätmittelalterlichen
Bildstock machten wir Halt, und lauschten, was unser Führer
von der Wenzelsburg zu berichten wusste. In den
Jahren 1291 bis 1304, in denen das Egerland an den Böhmenkönig
Wenzel II. verpfändet war, errichtete dieser gegenüber
der Kaiserburg, am nördlichen Steilufer der Eger die sogenannte
Wenzelsburg. Sie sollte wohl als sichtbares Zeichen für die
seit dem Aussterben der Staufer seitens der Böhmenkönige
auf das Egerland gemachten Ansprüche gelten. Nach der Verpfändung
des Egerlandes an Böhmen im Jahr 1322 diente sie noch eine
Zeitlang den Egerer Burgpflegern als Sitz, bis sie im 15. Jahrhundert
verfiel. Im 19. Jahrhundert verschwanden ihre letzten Reste in einem
Steinbruchbetrieb.
Schon unter Wenzels II. Vater Przemysl Ottokar II. war das Egerland
von 1265 bis 1278 von Böhmen besetzt gewesen. Um die Ansprüche
Böhmens an das Egerland zu festigen etablierte er 1271 den
Kreuzherrnorden mit dem Roten Stern in der Stadt, deren ehemalige
Kommende an Eger mit der St. Barthlolomäuskirche
unser nächstes Ziel war. Die Entstehung dieses böhmischen
Ordens ging auf Przemysl Ottokars II. Großtante Agnes von
Böhmen zurück, die seit 1989 in der römisch-katholischen
Kirche als Heilige verehrt wird. In unmittelbarer Nähe der
Bartholomäuskirche - so berichtete Karel Halla - befand sich
früher das Brucktor, neben dem Obertor und dem Schifftor eines
der drei Haupttore der Stadt, das im 19. Jahrhundert abgebrochen
wurde. Jenseits der Egerbrücke lag wohl der älteste Siedlungskeim
der Stadt Eger, eine Furtsiedlung zu der die 1061 - also vor 950
Jahren - erwähnte Straße nach Eger führte.
An dem 1926 von J. A. Mayerl geschaffenen Zunftbrunnen in der Steingasse
vorbei ging es jetzt zum Johannesplatz, dem ältesten
Marktplatz der Stadt. Markgraf Diepold III. war es, der hier, um
seine Burg herum, die Handwerker- und Kaufmannssiedlung Eger gründete,
die 1149 zum ersten Mal als oppidum - also als kleine befestigte
Stadt - erwähnt wurde. Die Johanneskirche, die inmitten des
abschüssigen Johannesplatzes stand, war demnach auch erste
Pfarrkirche Egers; 1140 wird erstmals ein Pfarrer von Eger erwähnt.
Der große Stadtbrand der 1809 in der nördlichen Altstadt
Egers wütete, vernichtete auch die schon länger profanierte
Kirche, worauf die Ruinen abgetragen und der Platz eingeebnet wurde.
Am nördlichen Rand des Johannesplatzes stand auch ein, nach
chronikalischer Überlieferung des 16. Jahrhunderts als "altes
Rathaus" bezeichnetes Gebäude. |
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Blick von der ehemaligen Ameineigasse
zur Kaiserburg |
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In der "Amenei" |
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St. Bartholomäus am ehem. Brucktor |
Der Johannesplatz - die Keimzelle
Egers |
Das Innere der Dominikanerkirche |
Nun gingen wir durch die Dominikanergasse, die
einst zusammen mit der Rosengasse und der Judengasse das Egerer
Judenviertel begrenzte. Wie uns Herr Halla berichtete
war die Bevölkerung Egers bis um die Mitte des 14. Jahrhunderts
auf etwa 10.000 Personen angewachsen. Rund ein Drittel davon waren
Juden, die in einem eigenen Ghetto lebten. 1350 kam es auch in
Eger zu einem ersten großen Judenpogrom, nach dem sich aber
schon bald wieder eine kleine Judengemeinde in Eger bildete. 1364
bestätigte Kaiser Karl IV. den Juden Egers den Besitz der
Synagoge und des Friedhofs. 1374/75 wurde ein Synagogenneubau
in Eger fertiggestellt. Nachdem die Juden 1468 endgültig
aus Eger vertrieben worden waren, wandelte man die Synagoge in
eine Mariä-Heimsuchungs-Kirche um, die noch im selben Jahr
geweiht worden ist. Diese stand südwestlich des Dominikanerklosters
und wurde 1854 abgebrochen.
Die Dominikaner waren der letzte Orden, der während des Mittelalters
in Eger Fuß fasste. Ihre Ansiedlung erfolgte 1296 ebenfalls
auf Initiative des Königs Wenzel II. von Böhmen. Ab
1674 ersetzte ein wohl vom Architekten Abraham Leuthner geplanter
barocker Neubau die als, aus dem späten 13. Jahrhundert stammende
Dominikanerkirche. Der Neubau fiel erheblich
größer aus, als der mittelalterliche Vorgängerbau,
auch wurde er um 180 Grad gedreht, so dass sich die Eingangsfassade
mit ihrem reichverzierten Stiegenportal nach Osten der verkehrsreichen
Steingasse zuwendet, während sich das alte Kirchenportal
im Westen zur ruhigen Dominikanergasse hin öffnet. Die noch
weitgehend erhaltene Innenausstattung des dem hl. Wenzel geweihten
Gotteshauses gehört im wesentlichen der 2. Hälfte des
18. Jahrhunderts an, als die Dominikaner wie auch die Minoriten
ihre Kirchen prächtiger ausgestalten ließen. Erst 1936
wurde das Egerer Dominikanerkloster aufgehoben.
An der Eingangsfront der Dominikanerkirche vorbei querten wir
nun die Steingasse und kamen über die Kirchenstiege vor das
romanische Westportal der Erzdekanalkirche St. Niklas. |
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Hinter dem ehem. Dominikanerkloster |
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Die Steingasse mit der Straßenfront
der Dominikanerkirche |
Vor dem Westportal der St.-Niklas-Kirche |
Das romanische Westportal von St.
Niklas |
Mit dem Anwachsen der
sich noch unter den Staufern zur freien Reichsstadt entwickelnden
Stadt Eger wurde das alte Kirchlein auf dem Johannesplatz zu klein.
So entstand im frühen 13. Jahrhundert die St.-Niklas-Kirche
als neue Pfarrkirche Egers. Von diesem romanischen Kirchenbau
haben sich noch die unteren Geschosse der Osttürme, das Westportal
und die originellen, in die gotische Portalvorhalle an der Nordseite
eingemauerten romanischen Schreckmasken erhalten. 1258 verlieh
der letzte Staufer Konradin das Patronat über die St. Niklaskirche
und alle sonstigen Kirchen im Egerland dem Deutschen Ritterorden,
der sich nördlich der Kirche, an dem zur Eger hin abfallenden
Hang, eine Kommende errichtete. 1564 gaben die Deutschherren den
entscheidenden Impuls zur Einführung der Reformation in Eger.
Ab 1608 versuchte der Egerer Magistrat die Deutschordenskommende
zu erwerben um damit die Patronatsrechte über die Kirchen
im Egerland in seine Hände zu bekommen. Dies gelang jedoch
erst nach Anschluß der Gegenreformation 1693. Vier Jahre
später errichtete die Stadt die prächtige zweiarmige
Barocktreppe, die bis heute die Schiffgasse an der Eger mit dem
Kirchplatz bei St. Niklas miteinander verbindet. 1835 mussten
die Gebäude der alten Deutschordenskommende schließlich
dem Neubau einer Kaserne Platz machen.
Beim Egerer Stadtbrand von 1270 wurde auch die Niklaskirche in
Mitleidenschaft gezogen. Im Zuge des Wiederaufbaues erhielt das
Gotteshaus einen neuen frühgotischen Chor. Reiche Stiftungen
des aus Wunsiedel stammenden und 1446 als Bürger in Eger
aufgenommenen Montanmagnat Sigmund Wann ermöglichte durch
reiche Stiftungen den Erweiterungsbau der Kirche in den Jahren
von 1469 bis 1475. Aus der romanischen dreischiffigen Pfeilerbasilika
entstand nun eine große Hallenkirche. Das alte Mittelschiff,
das romanische Westportal, die beiden Osttürme sowie der
frühgotische Chor wurden in den neuen Bau übernommen;
die beiden Seitenschiffe aber, unter Beibehaltung der gleichen
Höhe mit dem Mittelschiff, um etwas mehr als das Doppelte
verbreitert. 1743 wurden die beiden Kirchtürme durch einen
Blitzschlag schwer beschädigt, worauf der aus Eger stammende
Architekt Balthasar Neumann die Pläne für deren Wiederherstellung
lieferte, die dann in den Jahren 1756 bis 1758 auch in die Tat
umgesetzt wurden. Die heutige Innenausstattung der St.-Niklas-Kirche
ist neugotisch und stammt aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Immerhin haben sich aber der von einem schmiedeeisernen Gitter
umgebene gotische Taufstein, das mit den Familienwappen Grüner
und Pachmann geschmückte gotische Sakramentshaus im Chor
sowie vier spätgotische Skulpturen an den östlichen
Seitenaltären erhalten.
Nach so vielen Informationen verlangten wir nun nach einer Stärkung,
die uns im Hotel Barbarossa in der Schlögelgasse bei böhmischem
Lendenbraten und leckeren Schnitzeln auch trefflich zuteil wurde.
Nach dem Mittagessen führte uns Karel Halla noch zurück
zum Marktplatz, dort verabschiedete er sich von
uns und übergab die Führung an zwei seiner Kolleginnen
aus dem Archiv. Aufgrund der von den staufischen Königen
und Kaisern erteilten reichen Privilegien vergrößerte
sich der um die Burg herum entstandene Marktflecken nach Südosten
und Osten durch die zwischen 1190 und 1215 erfolgte Anlage der
Neustadt, in deren Zentrum der langgestreckte, trapezförmige
Marktplatz liegt. Hier errichtete sich das reichsstädtische
Gemeinwesen auch bald ein neues Rathaus. Nach mehreren Erweiterungen
musste das im Kern noch mittelalterliche Rathausgebäude in
den Jahren 1723 bis 1728 einem barocken Neubau weichen. Nach den
Plänen des Oberbaumeisters im Königreich Böhmen,
Giovanni Battista Alliprandi, hätte das neue Rathaus jedoch
mehr als dreimal so groß werden sollen, als der tatsächlich
fertiggestellte und bis heute erhalten gebliebene Torso. Natürlich
errichteten sich auch die vornehmsten Familien Egers ihre repräsentativen
Häuser am Marktplatz. Unsere Führerinnen erwähnten
das Junkerhaus, das Grünerhaus, das Gablerhaus, das Schirndingerhaus
und das sogenannte Stadthaus, in welchem 1634 Wallenstein ermordet
wurde. Hier befindet sich heute das Egerer Museum. Natürlich
blieb auch das Egerer Stöckl, eine freistehende Häusergruppe
am unteren Marktplatz, die als ein besonderes Wahrzeichen der
Stadt gilt. Die elf, durch die Krämergasse voneinander getrennten,
eng ineinander verschachtelten Häuschen, sind aus mittelalterlichen
Krämerläden hervorgegangen.
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Nördlich hinter der St.-Niklas-Kirche
stand einst die Egerer Deutschherrenkommende |
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Die romanischen Turmgeschosse und
der gotische Chor von St. Niklas |
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Das Innere der Niklas-Kirche |
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Der nördliche Teil des Marktplatzes
mit der St.-Niklas-Kirche |
Der südliche Teil des Marktplatzes
mit dem Rathaus |
Der obere Marktbrunnen mit dem "Brunnenwastl" |
Nun mussten wir uns beeilen, dass wir
noch vor Feierabend etwas von den gotischen Kunstwerken zu sehen
bekamen, die heute in der profanierten Kirche des ehemaligen Klarissenklosters
ausgestellt sind. Die Klarissinnen siedelten sich zwischen 1264
und 1273 in Eger an, ihr Kloster befand sich in unmittelbarer Nähe
zum Franziskanerkloster. 1692 wurde mit dem Neubau der seit dem
Dreißigjährigen Krieg baufälligen Konventgebäude
begonnen. In den Jahren 1708 bis 1712 erfolgte dann auch der Neubau
der Klosterkirche, deren Planung Christoph Dientzenhofer zugeschrieben
wird. Nach der Aufhebung des Klosters 1782 wurde die Kirche profaniert;
die Ausstattung ging verloren. Heute befindet sich hier eine sehenswerte
Ausstellung mit gotischen Skulpturen aus verschiedenen Kirchen des
Egerlandes. In einem Teil der Konventgebäude ist heute das
Bezirksarchiv Eger untergebracht.
Das letzte Ziel des Nachmitags war das der Klarissenklosterkirche
vis á vis gelegene Franziskanerkloster,
das um 1247 gegründet wurde und bis 1945 Bestand hatte. Die
heutige Kirche und Konventgebäude entstanden nach dem Egerer
Stadtbrand von 1270. Bereits 1285 konnte der Chor der Klosterkirche
geweiht werden; das Kirchenschiff wurde um 1300 vollendet. Wir besuchten
zunächst den hochgotischen, zwischen 1310 und 1330 entstandenen
Kreuzgang des Franziskanerklosters, von dem aus wir in den 1374
angebauten Bibliothekssaal gelangten; die wohl im 17. Jahrhundert
entstandenen einfachen Holzregale sind heute jedoch leider leer.
Im nordwestlichen Flügel des Kreuzganges haben sich in einigen
Gewölbejochen noch gotische Ausmalungen erhalten. Die Kirche
ist heute, bis auf die recht ramponierte Kanzel und einige Grabdenkmäler
ihrer ganzen Ausstattung beraubt.
Nun verabschiedeten sich unsere beiden Führerinnen und den
Exkursionsteilnehmern blieb noch eine Stunde zur freien Verfügung,
bis wir gegen 18.00 Uhr wieder den Heimweg antraten. |
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Das Egerer Rathaus |
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Harald Stark |
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Die Fassade der Klarissenkirche |
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Im Inneren der Klarissenkirche |
Der Chor der Franziskanerkirche |
Im Kreuzgang des Franziskanerklosters |
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In der Bibliothek des Franziskanerklosters |
Im Hof des Kreuzgangs |
Der letzte Franziskaner in der Bibliothek |
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Im Chor der Franziskanerkirche |
Glasfenster in einer Seitenkapelle
der Franziskanerkirche |
Das Langhaus der Franziskanerkirche |
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