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Bamberg - die Stadt der Fürstbischöfe |
Auch im Jubiläumsjahr 2010 stellte die Busexkursion einen
besonderen Höhepunkt im Programm des heuer 25 Jahre alt
gewordenen Arbeitskreises für Heimatforschung dar. Das
auch die Heimatfreunde in und um Marktleuthen das ausgewählte
Reiseziel als etwas Besonderes empfanden, machte sich an der
Zahl der Exkursionsteilnehmer bemerkbar. Diesmal gab es sogar
eine Warteliste für die Plätze im Bus!
Vollbesetzt machten wir uns am Samstag den 18. September auf,
in das tausendjährige Bamberg. Erstes Ziel des Tages war
jedoch jenes imposante, viertürmige Schloss, an dem man
auf der A 70 oft vorbeifährt und immer wieder den Vorsatz
fasst, dort einmal anzuhalten, was man aber irgendwie nie schafft.
Diesmal aber verließen wir die Autobahn (A 73!) bei der
Ausfahrt Memmelsdorf und standen schon nach wenigen hundert
Metern vor dem Memmelsdorfer Tor, dem Haupteingang zum Schloss
Seehof. Hier erwartete uns auch schon Christine Kofer, die wir
als Führerin durch Park und Schloss Seehof hatten gewinnen
können. Zunächst ging es durch die gepflegten, teilweise
nach historischen Plänen rekonstruierten Parkanlagen zur
Kaskade. Diese ist - ebenso wie rund 400 im ganzen Schlosspark
verteilt gewesene Sandsteinfiguren - um 1765 im Auftrag des
Fürstbischofs Adam Friedrich von Seinsheim durch den Bildhauer
Ferdinand Tietz geschaffen worden.
Nun ging es durch das Westportal in den engen Innenhof des
vierflügeligen Schlosses. Hier hörten wir von unserer
Führerin, dass Fürstbischof Marquard Sebastian Schenk
von Stauffenberg 1686 mit dem Bau des Schlosses hatte beginnen
lassen und dass es deshalb auch die "Marquardsburg"
genannt werde. Fertiggestellt wurde das nach Plänen des
italienischen Architekten Antonio Petrini errichtete Schloss
jedoch erst zehn Jahre später unter Stauffenbergs Nachfolger,
Lothar Franz von Schönborn. Über das erst 1722 an
Stelle des ehemaligen Jagdzimmers eingebaute repräsentative
Treppenhaus gelangten wir in den 1. Stock, die Belle Etage des
Schlosses. Vom "Gardesaal" aus betraten wir zunächst
den als "Weißen Saal" bezeichneten Festsaal
des Schlosses. Von hier aus ging es in das aus Vorzimmer und
Retirade bestehende Appartement des 1. Gesandten. Dann besuchten
wir die vor allem durch ihre rekonstruierten textilen Wandbespannungen
beeindruckenden fürstbischöflichen Gemächer.
Zum Mittagessen waren wir beim Brauereigasthof Höhn in
Memmelsdorf angemeldet, wo unsere doch recht stattliche Gruppe
innerhalb von kurzer Zeit á la carte (!) mit den schmackhaftesten
Speisen versorgt wurde. Hier trafen wir auch mit Holger Peilnsteiner
zusammen, der für uns nicht nur das Exkursionsprogramm
organisiert, sondern sich uns auch für den Nachmittag als
Führer zur Verfügung gestellt hatte.
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Schloss Seehof von der Kaskade aus |
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Innenhof des Schlosses Seehof |
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Im fürstlichen Audienzzimmer |
Im Schlafzimmer des Fürstbischofs |
Dank Zufahrtsgenehmigung
konnten wir mit unseren zahlreichen "Fußkranken"
bis hinauf zum Bamberger Domberg fahren, wo wir zunächst
von zwei Führern der Schlösserverwaltung übernommen
wurden, die uns in die Geheimnisse der Alten Hofhaltung und der
Neuen Residenz einweihten. Zwar konnte das Bistum Bamberg 2007
auf ein Jahrtausend seines Bestehens zurückblicken, die Siedlung
selbst jedoch wird schon 902 zum ersten Mal erwähnt, als
das Castrum Babenberg im Zuge der blutigen Babenberger Fehde zum
Königsgut wurde. Kaiser Otto II. schenkte Bamberg 973 seinem
streitbaren Vetter, dem Bayernherzog Heinrich dem Zänker.
Das 902 genannte Castrum Babenberg stand als Gaugrafenburg auf
dem heutigen Domberg. Herzog Heinrichs des Zänkers Sohn,
der römische König und spätere Kaiser Heinrich
II., ließ es zu einer langgestreckten frühromanischen
Kaiserpfalz ausbauen. Heinrich II. und dessen Gemahlin Kunigunde
hielten sich gerne in dem von ihnen zur Bischofsstadt erhobenen
Bamberg auf. Das Querhaus des gleich nach der Bistumsgründung
1007 begonnenen Dombaus entstand in der selben Flucht wie die
unmittelbar daran anstoßende Königspfalz. Nach einem
verheerenden Brand auf dem Domberg im Jahr 1185 erstand nicht
nur der Dom in seiner heutigen Gestalt wieder aus der Asche; auch
die Kaiserpfalz - und nunmehrige Bischofsresidenz - wurde wieder
aufgebaut. Der historischen Doppelnutzung entsprechend verfügte
dieser Bau über zwei Kapellen: Die achteckige - heute nicht
mehr existente - kaiserliche Palastkapelle St. Andreas am südlichen
Ende des Gebäudes und die 1020 durch den damals in Bamberg
weilenden Papst Benedikt VIII. selbst geweihte bischöfliche
Hauskapelle St. Thomas. Die erweiterte bischöfliche Hofhaltung
erforderte im Spätmittelalter auch eine Erweiterung der Residenz.
Die schmucken Fachwerkgebäude um den geräumigen Hof
der "Alten Hofhaltung" entstanden so im späten
15. und frühen 16. Jahrhundert. Unter Bischof Veit II. von
Würtzburg (1561 - 1577) wurde schließlich auch die
alte, seit 1185 nur wenig veränderte Bischofsresidenz im
Stil der Renaissance neu gestaltet. Wir besichtigten die ehemalige
bischöfliche Hauskapelle St. Thomas. Das heute mit einem
Tonnengewölbe geschlossene Untergeschoss diente früher
als Laienkirche für das Schlosspersonal. Darüber befand
sich eine Adelsempore und ein Oratorium über dem Chor für
den Bischof. Im 13. oder 14. Jahrhundert wurde eine Zwischendecke
eingebaut und die obere Etage mit einem neuen Chor versehen, über
dem ein hoher Turm, die sogenannte "Hohe Warte", errichtet
wurde. Das Untergeschoss diente in der Folge ausgerechnet als
Gefängnis und auch in der Hohen Warte wurden - so berichtete
unsere Führerin - als Hexer angeklagte Ratsherren gefangen
gehalten. |
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Im Hof der Alten Hofhaltung |
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Die Hauskapelle St. Thomas |
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Dann ging es hinüber in
die unter Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn (1693
- 1726) entstandene Neue Residenz. Der Bauherr war zugleich Erzbischof
und Kurfürst von Mainz und hatte deshalb ein besonderes Repräsentationsbedürfnis,
dem sein Architekt, der uns auch aus Waldsassen und Speinshart
bekannte Johann Leonhard Dientzenhofer, auf's Beste Rechnung zu
tragen verstand. Wir konnten uns aus Zeitgründen nur einen
kleinen Teil aus den umfangreichen Schauräumen in der Neuen
Residenz herauspicken: Das erst vor kurzem neu eröffnete
Kaiserappartement mit dem prachtvoll ausgemalten Kaisersaal. Neben
dem Interieur, das die Zeit um 1900 widerspiegelt, als der letzte
Bayerische Kronprinz Rupprecht hier für einige Jahre mit
seiner jungen Frau Maria Gabriele residierte, beeindruckten uns
besonders die barocken Stuckdecken und Intarsienfußböden,
die es hier zu bewundern gibt.
Vorbei am Erzbischöflichen Palais in der Oberen Karolinenstraße,
einen um 1760 im Stil des Frühklassizismus entstandenen Gebäudes
mit schlichtem Rokokoschmuck und dem Wappen des Domherren Lothar
Franz Wilhelm von Rotenhan am Giebel, erreichten wir die 1109
geweihte Kirche St. Jakob. Hinter deren barocken Ostfront ist
das romanische Langhaus und der spätgotische Chor noch weitgehend
erhalten geblieben. Wir hatten zu wenig Zeit um diese interessante
Kirche in näheren Augenschein zu nehmen und wandten uns,
am Aufsessianum - dem Drehort des 1973 mit Joachim Fuchsberger
verfilmten Romans "Das Fliegende Klassenzimmer" von
Erich Kästner - vorbei, dem Michelsberg zu. Hier gab es -
ganz ungewöhnlich für die Busexkursionen des Arbeitskreises
- eine Kaffeepause, die sich infolge der überforderten Servicekräfte
etwas länger hinzog, als geplant. |
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Blick zum Domberg mit der Residenz
im Vordergrund |
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Vor der Neuen Residenz |
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Der Kaisersaal |
Im Kaiserappartement |
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Nachdem dann endlich
alle abkassiert worden waren, ging es in die Klosterkirche St.
Michael. Die Kirche des 1015 gegründeten Benediktinerklosters
ist ein im Laufe der Jahrhunderte gewachsener Bau, der nach einem
verheerenden Brand im Jahr 1610 im wesentlichen sein heutiges
Aussehen erhielt. Die ab 1697 errichtete barocke Kirchenfassade,
mit der auch die beiden älteren Westtürme in Verbindung
gebracht sind, ist ein Werk Leonhard Dientzenhofers. Das nachgotische
Netzrippengewölbe des Langhauses wurde bald nach 1610 durch
die naturalistische Abbildung von mehr als 600 einheimischen und
fremdländischen Pflanzen und Früchten in einen wahren
Himmelsgarten verwandelt. Die vom Kirchenpatron, dem Erzengel
Michael bekrönte Kanzel, ein Meisterwerk des Bildhauers Georg
Adam Reuß und des Kunstschreiners Franz Anton Böhm,
entstand um 1750 und zählt zu den schönsten Kanzeln
in der Bamberger Erzdiözese. Hinter dem Sakramentsaltar befindet
sich eine Krypta mit dem Hochgrab des heiligen Bischofs Otto I.
von Bamberg (1102 - 1139). Das jetzige Grabmal entstand in der
ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Unter der Deckplatte
befindet sich ein Durchgang, der es den Pilgern ermöglicht,
den Reliquien des als "Apostel der Pommern" bekannten
Heiligen besonders nahe zu sein. Die in der hinteren Wand der
Krypta eingelassene Deckplatte des älteren Hochgrabes Ottos
aus der Zeit um 1330 überrascht durch ihre filigrane Farbgestaltung.
Von besonderer künstlerischer und volkskundlicher Bedeutung
ist das um 1730 entstandene Heilige Grab von St. Michael mit einem
wahren Totentanz an der Kuppeldecke. An den 1838 aus dem Dom hierher
verbrachten Bischofsgrabmälern in den Seitenschiffen vorbei,
gelangten wir schließlich wieder zum Ausgang der Kirche. |
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Das Grabmal des hl. Otto |
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Die Barockfront der St.-Michaels-Kirche
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Der "Himmelsgarten" an der
Kirchendecke |
Die Kanzel von St. Michael |
Über die Terrassen des Michelsberges
ging es nun hinunter zum Fuß des Domberges, wo wir an der
Ecke Elisabethenstraße - Residenzstraße das Tor zur
Domimmunität durchschritten. Hier machte uns unser Führer
auf jene Stelle aufmerksam, wo der französische Marschall
Louis-Alexandre Bertier am 1. Juni 1815 durch Sturz aus einem
Fenster des Kaiserappartements im 2. Obergeschoß der Residenz
den Tod fand. Am Laufbrunnen "zum grünen Hund"
vorbei gelangten wir nun zur Sandstraße und von dort zum
1330 gestifteten Elisabethenspital, das heute als Justizvollzugsanstalt
dient. Von hier aus ist es nicht mehr weit zur Regnitz, wo "Klein
Venedig" im Abendlicht erstrahlte. Am Flußufer entlang
ging es dann zum Fußgängersteg bei der Konzert- und
Kongresshalle. Jenseits der Regnitz, in unmittelbarer Nachbarschaft
zur Heimstatt der berühmten Bamberger Symphoniker, hatten
wir im "Plückers im Ziegelbau" für's Abendessen
reserviert. Dieses in eine historische Fabrikhalle hineinkomponierte
moderne Restaurant bildete das würdige Ambiente für
den Ausklang eines ereignisreichen Tages. |
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Harald Stark |
Klein Venedig |
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Weitere Fotos und Informationen über Bamberg
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Weitere Exkursionen
des Arbeitskreises für Heimatforschung Marktleuthen im Fichtelgebirge
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