Arbeitskreis für Heimatforschung Marktleuthen

Fichtelgebirge unter Tage

 
Am 11. November 2010 berichtete Erwin Purucker im Café Schoberth mit einem Lichtbildervortrag von den Abenteuern, die eine Gruppe Marktleuthener bei der Erforschung historischer Bergwerksstollen im  Fichtelgebirge und im Frankenwald in den siebziger Jahren erlebte. Zahlreiche Fotos zeigten die Abenteuerlust bei Bootsfahrten in der Hohen Mätze (!) und Kletterpartien in steilen Abbaustellen. Während heute zwei der historischen Bergwerke als Besucherbergwerk ausgebaut sind und die Geopark-Ranger Interessierte zu geologisch interessanten Plätzen führen, blieb in dieser Zeit das bergmännische Erbe in unserer Gegend weitgehend unbeachtet. Uranbergwerk am Rudolfstein bei Weißenstadt
Als 1979 die Esso AG begann, bei Großschloppen ein Bergwerk auf Uran zu bauen, rückte dieses Thema mehr und mehr in die Öffentlichkeit. Schon in den fünfziger Jahren wurde im Rudolfstein bei Weißenstadt Uran abgebaut und in der Hohen Mätze gibt es noch einen Bergwerksstollen, mit dem man auch Uran in Form von Pechblende, Torbernit, Autunit und Uranophan suchte. Vor allem im Städtedreieck Weißenstadt, Kirchenlamitz, Marktleuthen liegen umfangreiche Lagerstätten und kaum jemand weiß, dass auch unter Hebanz große Mengen Uran lagern. Im Rudolfstein waren die Bergwerksstollen des obersten Stockwerks damals noch ohne weiteres begehbar und der Stollen an der Hohen Mätze wurde mit einem Schlauchboot erkundet. Dass auch der Abbau in Großschloppen eingestellt wurde, liegt vor allem am relativ niedrigen Weltmarktpreis des Urans und Schwierigkeiten mit der politischen Durchsetzbarkeit in Deutschland.

 Uranbergwerk Weißenstadt
Bergwerksstollen in der Hohen Mätze im Fichtelgebirge
Ein wichtiger Wirtschaftszweig im Fichtelgebirge war schon im Mittelalter der Eisenabbau und die dazugehörige Eisenverarbeitung. Hochöfen und Hammerwerke gab es in den verschiedensten Größenordnungen. Neben der Herstellung von Arbeitsgerät aus Eisen wurden vor allem von den jeweiligen Landesherrn Waffen benötigt. Die Hochöfen wurden mit Holzkohle betrieben und durch die Eisenverarbeitung verbrauchte man so viel Holz, dass das Fichtelgebirge im 15. Jahrhundert fast vollständig vom Wald befreit war. Der Holzmangel und fehlende leistungsfähe Pumpen, um tiefer gelegene Lagerstätten zu erreichen, führte zu einem Rückgang der Produktion, die im Dreißigjährigen Krieg praktisch zum Erliegen kam. 1792 versuchte Alexander von Humboldt Alexander von Humboldt - Bücher Alexander von Humboldt - Bücher im Auftrag der preußischen Landesherrn wieder Schwung in den Bergbau im Fichtelgebirge zu bringen, jedoch mit nur mäßigem Erfolg. In Steben, dem heutigen Bad Steben, und in Arzberg gründete er Bergschulen, da er die Abbaumethoden in unserer Gegend als dilettantisch erkannte und die Technik als völlig veraltet.

 Besucherbergwerk Fichtelberg
Historisches Eisenbergwerk Fichtelberg, heute Besucherbergwerk
Bekannt und auffällig ist der Tagebau auf Speckstein in der Johanneszeche bei Göpfersgrün im Fichtelgebirge. Weniger bekannt ist, dass auch in Schwarzenbach an der Saale Speckstein abgebaut wurde, an der Oberfläche zu sehen als steinbruchartiger Tagebau. Darunter befinden sich jedoch auch einige halbverfallene Stollen, die man eigentlich besser nicht betreten sollte. Bei manchem Zug, der auf der nahegelegenen Eisenbahnstrecke nach Hof (Saale) vorbeifuhr, fielen Steine von der Decke! Speckstein wurde als Zuschlagstoff in der keramischen Industrie verwendet, vor allem für Hochspannungsisolatoren.

Natürlich durfte auch der Goldbergbau in Goldkronach nicht fehlen. Den Schmutzlerstollen erkundeten die Marktleuthener bereits lange bevor er als Besucherbergwerk ausgebaut wurde. Neben alten Kupferbergwerken zwischen Sparneck und Benk gab es weitere Fotos aus weitgehend unbekannten Stollen, Venedigerhöhlen und unterirdischen Gängen. Bilder aus dem Frankenwald, vor allem aus der Gegend von Wallenfels und Lichtenberg, rundeten den Lichtbildervortrag ab.
Speckstein-Bergwerk in Schwarzenbach an der Saale
Wintermärchen im Mai - Draußen war's Frühling Gespenst im Bergwerk - Die "Weiße Frau"?
Rußbuttenträger an der Egerbrücke in Marktleuthen