Arbeitskreis für Heimatforschung Marktleuthen

Ein Rundgang auf dem Marktleuthener
Friedhof

Es herrschten fast winterliche Temperaturen, als sich am 25. Mai 2013 ein Grüppchen von Unverzagten zu einem Rundgang auf dem Marktleuthener Gottesacker traf. Als Treffpunkt war der Friedhofsvorplatz vereinbart worden. Dort berichtete Harald Stark zunächst über die Geschichte der Marktleuthener Begräbnisstätten. Bis 1737 wurden die in der Pfarrei Marktleuthen verstorbenen auf dem Kirchhof südlich und östlich der Pfarrkirche St. Nikolaus bestattet, der bis 1821 auch von einer Kirchhofsmauer umgeben war. Durch ein um 1700 zu beobachtendes Bevölkerungswachstum war dieser Gottesacker jedoch bald zu klein und man errichtete außerhalb des Habnither Tores, unmittelbar an der Straße, einen neuen Gottesacker, der 1737 seiner Bestimmung übergeben wurde. Dennoch führte man noch bis 1788 auf dem Kirchhof Bestattungen durch. Nachdem auch dieser neue Gottesacker zu klein geworden war, begründete man 1833 den heutigen Friedhof, der durch zwei Erweiterungen in den Jahren 1876 und 1970 seine heutige Größe erhielt.
Die aus einer Leichenwärterswohnung, einer Leichenhalle, der Friedhofskapelle und dem gewölbten Durchgang zum Friedhof bestehende Friedhofsanlage war 1926 nach Plänen des aus Marktleuthen stammenden, vor allem in Nürnberg tätig gewesenen Landesbaurates Jakob Schmeißner errichtet worden. Besonderes Interesse erregte die Christusfigur an der Friedhofskapelle, die nach einem Entwurf des Kunstprofessors Philipp Kittler in Nürnberg durch den Bildhauer Christian Neuper in Weißenstadt gefertigt wurde.
Im gewölbten Friedhofsdurchgang erläuterte Stark die dort aufgestellten historischen Grabmäler von

  • Kantor Caspar Sontheimer (1673-1746)
  • Pfarrersehefrau Margaretha Forster (+ 1678) und
  • Pfarrer Johann Georg Fischer (1693 - 1758)

Der Grabstein der Kinder Anna Katharina und Margaretha Rausch, die 1876 kurz hintereinander an Diphterie starben, wurde erst 2008 im Zuge der Erweiterung der Friedhofskapelle an die jetzige Stelle versetzt. Leider steht das empfindliche - als Sandstein und Marmor gefertigte - Grabdenkmal wieder im Tropfbereich einer großen Birke. Wenn die für die Restaurierung desselben aufgewendeten Gelder nicht umsonst gewesen sein sollen, wird eine Versetzung des Grabdenkmals in den witterungsgeschützten Friedhofsdurchgang dringend empfohlen!
Der weitere Rundgang auf dem Gottesacker folgte hauptsächlich den Spuren Marktleuthener Honoratioren und Gründerpersönlichkeiten. Der Weg wurde von Erwin Purucker vorgegeben, an den jeweiligen Grabsteinen berichtete Harald Stark über das Leben der dort bestatteten:

  • Hans Aschenbrenner (1874 - 1921), Zahnarzt - Hans Aschenbrenner (1898 - 1959), Zahnarzt
  • Johann Baltheiser (1803 - 1888), Wundarzt und Geburtshelfer
  • Wilhelm Beindorf (1887 - 1969), Kunstmaler und Graphiker
  • Adam Christian Friedrich Burger (1806 - 1878), Pfarrer
  • Carl Gebhard (1873 - 1954), Brauerei- und Farbwerksbesitzer
  • Johann Adam Goldschadt (1870 - 1948), Brauereibesitzer
  • Conrad Jahreis (1869 - 1948), Textilkaufmann
  • Carl Klinger (1826 - 1901), Forstmeister
  • Brauereibesitzersfamilie Köppel
  • Robert Purucker (1893 - 1917), Hans Purucker (1902 - 1945), Kriegsopfer des I. und II. Weltkrieges
  • Rudolf Reinel (1910 - 1977), Bauunternehmer
  • Wolfgang Schmeißner (1872 - 1960), Adolf Schmeißner (1899 - 1956), Zimmerei- und Sägewerksbesitzer
  • Wilhelm Schoberth (1873 - 1946), Ludwig (1900 - 1950) und Martin Schoberth (1908 - 1987), Bäckermeister
  • Christoph Vates (1849 - 1909), Hans Vates (1884 - 1944) sowie Fritz Wunderlich (1915 - 1993) und Hans Wunderlich (1943 - 2000), Granitwerksbesitzer
  • Daniel Vates (1878 - 1951), Kommerzienrat und Granitwerksbesitzer
  • Johann Daniel Vogel (1823 - 1882), Müllermeister, Georg Christian Vogel (1873 - 1957),
  • Werkzeugmaschinenfabrikant, Dr. Hugo Oppenheimer (1868 - 1924), praktischer Arzt.
  • Heinrich Winterling (1874 - 1930), Fritz Winterling (1915 - 2004), Porzellanfabrikanten
  • Egidius Salomon Zürner (1876 - 1953), Günther Fuhlbrügge (1898 - 1979), Granitwerksbesitzer
  • Ludwig Zürner, Oberzimmermannsmaat, (1917 - 1942), Kriegsopfer des II. Weltkrieges

Vor dem Denkmal mit der Aufschrift "Den Opfern des Faschismus" fanden 18 anonyme Opfer eines Todesmarsches vom KZ Buchenwald in das KZ Flossenbürg ihre letzte Ruhe, die am 12. April 1945 zwischen Marktleuthen und Röslau von Nazischergen ermordet wurden.
Am Eingang zur Friedhofserweiterung von 1970 wurden einige Grabsteine aufgestellt, deren Gräber bereits aufgelöst wurden:

  • Grabdenkmal der Brüder Karl (1890 - 1918), Max (1898 - 1918) und Gustav Hager (1909 - 1937)
  • Johann Friedrich Pöschel (1803 - 1870), Pfarrer
  • Heinrich Schricker (1821 - 1892), Bauer in Neudes

Auch der älteste in Marktleuthen noch vorhandene Grabstein wurde in diesem Bereich an der Friedhofsmauer befestigt. Er erinnert an den 1647 während eines Kroateneinfalls verstorbenen Pfarrers Ägidius Salomon Fasold. Das Denkmal wurde bei der Kirchenrenovierung im Jahr 1987 im Boden der St.-Nikolaus-Kirche gefunden und hier aufgestellt.

Harald Stark

Die 1926 eingeweihte "Friedhofsanlage" wurde vom Architekten Jakob Schmeissner geplant
Harald Stark erklär die historischen Grabsteine im Friedhofsdurchgang
Der Rausch-Grabstein von 1876 wird wieder vom Tropfwasser einer Birke bedroht
Auf den Gräberfeld hinter der Friedhofskapelle
Das Grabmal des Kommerzienrates Daniel Vates zählt zu den eindrucksvollsten auf dem Marktleuthener Friedhof
 


 

 

Rußbuttenträger an der Egerbrücke in Marktleuthen