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Epitaph aus Wunsiedler Marmor
in der evangelischen Kirche Marktleuthen
Foto: Harald Stark
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Der Wunsiedler Marmor
Ein Lichtbildervortrag von Christine Roth am 21. Januar 2016
Das Fichtelgebirge besteht aus Granit. Das haben wir doch alle in der Schule
gelernt. Im Fichtelgebirgsbrunnen vor dem Landratsamt sind einige der
verschiedenen Gesteinsarten des Fichtelgebirges in natura zu sehen.
Natürlich Granit in
verschiedenen Farben und Körnungen, aber auch der Proterobas vom Ochsenkopf.
Erst auf den zweiten Blick bemerkt man in der Mitte des Hufeisens, knapp unter
der Wasseroberfläche, etwas längliches weißes. Es handelt sich um einen
Marmorzug im Tal der Röslau, der sich von Tröstau über Wunsiedel, Holenbrunn,
Sinatengrün,
Göpfersgrün, Thiersheim und Stemmas bis Kothigenbibersbach
erstreckt. Ein zweiter weiter südlich zieht sich von Unterwappenöst, Neusorg,
Waldershof bis Marktredwitz. Dort taucht er in die Tiefe ab und kommt bei
Arzberg noch einmal zum Vorschein.
In zahlreichen Steinbrüchen wurde dieser Marmor aus dem Fichtelgebirge über 500
Jahre lang abgebaut und von Bildhauern zu Grabsteinen und anderen Denkmälern
verarbeitet. Auch Natursteinmauern und ganze Häuser wurden aus ihm errichtet.
Schon im Mittelalter besaß Wunsiedel eine marmelsteinerne Stadtmauer, was alten
Erzählungen zufolge manche Feinde so beeindruckte, dass sie sich abwandten und
lieber andere Städte überfielen.
Obwohl der Wunsiedler Marmor auch heute noch in verschiedenen Gedenksteinen und
Bauwerken allgegenwärtig ist, kann man diese Gesteinsart nicht immer auf den
ersten Blick erkennen, da dieser Marmor hier in verschiedenen Farbvariationen
vorkommt. Neben dem weißen,
der von grauen bis schwarzen Adern durchzogen wird, besitzen manche Vorkommen
auch braune, grüne, orange und gelbliche Färbungen und man kann ihn leicht mit
einfachem Kalkstein oder sogar Sandstein verwechseln.
Geoparkrangerin Christine Roth zeigte verschiedene Stellen unserer Gegend, wo
das Gestein natürlich an die Oberfläche kommt oder verarbeitet wurde
und auch heute noch für jedermann zu sehen ist. Mit diesen Bildern und
Informationen im Kopf sieht man vieles in unserer Heimat mit anderen Augen, an
dem man bis jetzt achtlos vorüberging.
Besonders ab Ende des 19. Jahrhunderts wurde das kalkhaltige Gestein auch
gemahlen und als Zusatz für Farben und als Düngemittel in der Landwirtschaft
eingesetzt. In Furthammer ist noch ein Marmor-Mahlwerk in Betrieb, das jedoch
größtenteils importiertes Material verarbeitet. Ein großes Kalkwerk mit
Brennofen arbeitete ab 1789 in Sinatengrün. In dem Kalkofen stellte man
Branntkalk her, der auch für Bauzwecke verwendet wurde. Durch das Brennen wird
bei ca. 800°C Kohlendioxid aus dem Gestein ausgetrieben und es entsteht
Calciumoxid, das vor der Verwendung im Mörtel noch "gelöscht" werden muss.
Dabei entsteht bei der Vermischung mit Wasser eine wärmeerzeugende Reaktion,
bei der aus Calciumoxid gelöschter Kalk wird (Calciumhydroxid). Heute sind die
meisten Steinbrüche stillgelegt. Marmor aus dem Ausland ist eben billiger. Den
Marmorbruch Unterwappenöst hat der
Geopark Bayern-Böhmen
als Geotop zugänglich gemacht.
Erwin Purucker
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